Thema: Von Lesehelden und pinken Bibliotheken – Praktiken der Vergeschlechtlichung in außerschulischer Leseförderung

Kurzabstract
Mädchen mögen Pferde, Jungen die Polizei? Mädchen können still sitzen, Jungen brauchen Bewegung? Mädchen gehen in die Bibliothek, Jungen auf den Fußballplatz? Dass Jungen weniger und anders lesen als Mädchen, scheint empirisch mindestens seit der ersten PISA-Studie belegt, verschiedene Projekte kultureller Bildung versuchen dem entgegenzuarbeiten. Das Promotionsprojekt setzt hier an und will untersuchen, wie solche Projekte neben ihrer angestrebten Funktion der Leseförderung als Instanzen geschlechtlicher Sozialisation wirksam werden und welche Rolle dabei Literatur als (künstlerisches) Medium spielt.

Unter Rückgriff auf sozialisations- und geschlechtstheoretische Ansätze werden (insbesondere zielgruppenspezifische) Projekte der außerschulischen Leseförderung als Praktiken „sozialisatorischer Interaktionen“ (Grundmann 2006) verstanden, die zur Herausbildung einer „geschlechtlichen Existenzweise“ innerhalb des hegemonialen Geschlechterdiskurses beitragen (Maihofer 1997). Diese Praktiken sollen empirisch möglichst umfassend analysiert werden.

Entsprechend der Theorie, die Interaktionen in den Mittelpunkt des Sozialisationsprozesses stellt, diese jedoch stets als in einem sozialen Umfeld verortet begreift, sollen in der Untersuchung mehrere Ebenen in den Blick genommen werden. Eine Analyse der Debatten um Geschlecht und Lesen dient dazu, den gesellschaftlich-kulturellen Kontext, in dem die Praktiken verortet sind, zu erfassen. Es wird angenommen, dass in der Analyse dieser Debatten die gesellschaftlichen Vorstellungen, die mit sowohl dem Lesen als auch mit Männlichkeit verbunden werden, herausgearbeitet werden können. Die Datengrundlage bilden dabei sowohl Konzeptionspapiere und Selbstdarstellungen von Projekten aus der empirischen Praxis als auch Berichte über die jeweiligen Projekte, Konzeptionspapiere und politische Dokumente zum Lesen bzw. der geschlechtsspezifischen Leseförderung allgemein sowie wissenschaftliche Texte. Anschließend soll am konkreten empirischen Beispiel mittels teilnehmender Beobachtung und/oder Videographie, eventuell ergänzt durch leitfadengestützte qualitative Interviews, sowie durch eine Analyse der verwendeten Medien (Kinderbücher) herausgearbeitet werden, wie sich die praktische Umsetzung geschlechtlicher Normen in Projekten der außerschulischen Leseförderung vollzieht.

Die Ergebnisse der Untersuchung dienen dem Ziel, übertragbare Erkenntnisse über die Mechanismen der geschlechtlichen Sozialisation in spezifisch kulturellen Kontexten (verstanden in einem engen Sinne als mit spezifisch künstlerischen Mitteln) zu entwickeln, aus denen mögliche Ideen für neue Ansätze der Leseförderung folgen können, die reflektiert mit der Konstruktion von Geschlechtlichkeit umgehen.

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Studienabschluss
M.A. Kulturvermittlung

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